Prof. Dr. Titus Ofalo Pacho berichtet über die Folgen des Klimawandels. Für ihn ist die globale Erhitzung eine der größten Herausforderungen der Menschheit in diesem Jahrhundert. Nordkenia sei dieser am Meisten ausgesetzt.
Als Folgen nennt er unter anderem die extreme Dürre und den daraus resultierenden Nahrungsmangel, hungernde Menschen, bis hin zum Tod durch Nahrungsmangel. Auch das Vieh sei gestorben aufgrund der Dürre und andere Lebewesen, die unter der Dürre leiden. In den Nachrichten wurde zum Beispiel berichtet, dass in den letzten zehn Monaten 205 Elefanten gestorben seien aufgrund der Dürre.
Die Mangelernährung führe auch zu Krankheiten, insbesondere bei Kindern. Außerdem kommt es zu gefährlichen Situationen für vor allem Frauen und Kinder, die weite Distanzen zurücklegen müssen, um Wasser zu finden. Auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen haben viele Menschen ihr Zuhause verlassen. Eine weitere Konsequenz des Nahrungsmangels ist ein Ausfall des Schulunterrichts und Heirat in jüngerem Alter um Nahrungssicherheit herzustellen. Durch den Mangel an Nahrungsmittels wird auch er Tourismus eingeschränkt, der weniger attraktiv ist.
Prof. Dr. Pacho fordert einen Wandel des Lebensstils, Umstieg auf erneuerbare Energien und Aufforstung. Als positives Beispiel nennt er das von ihm zuletzt besuchte Land, Finnland, welches zu 75 % aus Wald besteht. Insbesondere im Bereich der Solarenergie sieht er große Chancen, um den CO2-Ausstoß und Folgen des Klimawandels zu mindern.
Herr Kouadio berichtet über die Auswirkungen der Pandemie in Elfenbeinküste.
Man hat versucht, die verschiedenen Maßnahmen einzuhalten und die Leute zu sensibilisieren, damit sie sich der Pandemie bewusst werden. Man hat alles unternehmen, damit alle die Informationen bekommen. Man konnte die Kurse in der Schule auch über das Fernsehen geben. Das ist sehr positiv verlaufen. Wir haben viel gelernt und wurden gelehrt, dass wir gemeinsam etwas machen müssen und die Pandemie niemanden verschont. Egal ob reich oder arm, man sollte die Schutzmaßnahmen einhalten. Wir haben gelernt, wie man mit Problemen umgehen und sich auf neue Situationen einstellen kann. Die Menschen sind alle gleich. Wir teilen die gleiche Erde, den gleichen Planet und wir sollten gemeinsam handeln.
Herr Diouf ist Gymnasiallehrer für Deutsch als Fremdsprache in Senegal. Für uns hat er über die Auswirkungen des Ukraine Krieges in Senegal gesprochen. Hier gibt es weitaus drastischere Preissteigerungen als in Deutschland.
Die Preise für Lebensmittel oder Materialien für den Hausbau haben sich zum Teil verdoppelt. Die Ernten waren schlecht, da es nicht viel geregnet hat in der Regenzeit und die Kosten für die Ernte sind teurer geworden. Als der Präsident letztes Mal in Russland war hat er einen Vertrag mit Putin geschlossen, dass Getreide aus der Ukraine exportiert werden kann (mehr zum Thema bei der Süddeutschen).
Herr Diouf beteiligt sich unter anderem auch am bundesweiten Projekt „Chat der Welten“, bei dem Schulklassen oder Gruppen aus Deutschland sich mit Menschen aus dem Globalen Süden unterhalten können, um einen spannenden Perspektivwechsel zu erleben.
Ruth und Askwar Hilonga erzählen, wie sie ihr eigenes Business„Gongali Model“ in Tansania starteten. Beide haben sich in Südkorea kenngelernt, wo sie studiert haben. Ruth ist CEO von Gongali Model und hat Business Management studiert. Askwar ist nach dem Chemieingenieurwese-Studium Professor an der Nelson Mandela Universität in Tansania.
Der Videobeitrag ist in englischer Sprache. Wir haben für Sie in diesem Beitrag die Zusammenfassung in deutscher Sprache aufbereitet. Die Plattform Youtube bietet bei diesem Video automatisch erzeugte Untertiteln sowohl in englischer, als auch in weiteren Sprachen an.
Mit der gemeinsamen Firma haben sie verschiedene Produkte, Nanofilter, Wasserreinigungssystem, Biogasanlagen oder Solaranlagen auf den Markt gebracht. Ihr eigenes Empowerment-Zentrum soll junge Start-ups unterstützen, ihre innovativen Ideen umzusetzen. Mittlerweile gibt es internationale Kooperationen mit 77 verschiedenen Partnern rund um die Welt. Eines davon ist das Blue Future Project aus Saarbrücken. Askwar ist stolz, mit diesem Projekt zusammenzuarbeiten.
Als sie damals in Südkorea ein weit entwickeltes Land gesehen haben, beschlossen sie, eine Firma zu gründen, um das eigene Land und dessen Innovationen und Ideen weiterzubringen. Inspiration, Kooperation, neue Jobs, das sind einige Ziele von „Gongali Model“. In Südkorea wurde für Ruth klar, dass die Fortschritte nicht in das Land gebracht wurden, sondern von den hart arbeitetenden Menschen dort selbst kommt. Trotzdem gehen die Menschen sparsam mit ihren Ressourcen um. Für Ruth war es eine besonders eindrückliche Erfahrung bei der „Young African Leaders Initiative“ von Barack Obama für 7 Wochen teilzunehmen, wo ihr Kontakte, Wissen, Insparation und andere Skills vermittelt wurden.
Die Corona-Pandemie verlief in Ostafrikanischen Ländern nicht so schlimm wie in anderen Ländern, unter anderem, da es eine alte Tradition der Hygiene gibt. Hände waschen ist zum Beispiel wichtig, es wird schließlich mit den Händen gegessen. Als besonderes Zeichen von Respekt, hilft man einem Besucher, sich die Hände zu waschen. Außerdem leben die Menschen in Tansania nicht so eng und haben oft viel Platz und einen Garten um das Haus. Es gab in Tansania keinen Lockdown, weil es nicht möglich gewesen wäre, dann hätten die Menschen nicht mehr ihre Miete und Essen bezahlen können. Ruth vermutet außerdem in ihrem natürlichen und frischen Essen, eine gute Vorbeugung vor Corona bzw. einem schweren Krankheitsverlauf. „Mein Gefrierschrank ist meistens leer, weil ich am Liebsten frische Lebensmittel esse“, sagt sie. Meistens trinken sie Tee mit frischen Kräutern.
Ein weiteres Problem sei ganz klar der Klimawandel, der auch Ruth und Akswar betrifft. Der Regen beginnt im Oktober normalerweise und im Dezember gibt es die Ernte. Jetzt hat sich das Wetter geändert und es gibt ausgetrocknetet Gegenden oder überflutete Bereiche. „Es ist ein Problem der Menschheit und sollte auch von der globalen Menschheit behandelt werden“, ist die Meinung von Askwar. Wenn in Tansania die Kohleförderung gestoppt werden soll, braucht es andere Lösungen. Die Preise für erneuerbare Energien müssen zum Beispiel gesenkt werden. Es braucht eine bessere Finanzierung dafür. “Let’s go green”, fordert Askwar zum Handeln auf. Die Zusammenarbeit mit dem Blue Future Projekt hat ihm gezeigt, dass es eine gemeinsame Mission gibt. Die beiden möchten eine Plattform bieten, um solche Projekte zusammenzubringen und zu fördern.
Großes Danke Schön an Daniel Wiersbowsky, BlueFuture Project, der das Interview möglich machte.
Ein Nachbericht zur ersten Veranstaltung zum Thema „Orangen“.
Sklaverei ist ein Thema der Vergangenheit?! Das ist die Ansicht vieler Menschen in Deutschland. Bei der Veranstaltungsreihe „Ziel: Lieferketten mit Verantwortung“ von dem Saarbrücker Verein „mehr Wert!“, die am Montag mit dem Thema „Orangen“ begann, wird etwas anderes deutlich. Drei von vier Gläsern Orangensaft stammen aus Betrieben mit illegalen, unterbezahlten Arbeitern, ohne ausreichende gesundheitliche Versorgung, eigene Wohnung oder sanitäre Anlagen. Wenn wir im Supermarkt Obst oder Gemüse wie Orangen, Mandarinen, Tomaten und anderes kaufen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir damit ein Wirtschaftssystem unterstützen, welches auf der Ausbeutung von Menschen basiert. Wie es zu diesen ausbeuterischen Zuständen kommt und was passieren muss, um Missstände zu verhindern und aufzudecken, damit beschäftigt sich der Verein mehr Wert! In weiteren fünf Online-Veranstaltungen am 10., 13., 14., 15. und 16. Dezember jeweils online 18 bis 20 Uhr, außer der Veranstaltung am Mittwoch, 15. Dezember im Rahmen der Reihe „Cinema for Future“ im Filmhaus Saarbrücken.
Am Montag teilten gleich drei hochkarätige Referent*innen ihr Wissen mit den Teilnehmenden. Gilles Reckinger, Ethnologe und Buchautor („Bittere Orangen“) zeigte die Wege der zum Großteil aus afrikanischen Ländern über Lampedusa geflüchteten, „gesichtslosen“ Menschen auf. In Kalabrien besuchte er mehrere Slums, um mit den Arbeitern in Kontakt zu kommen.
„Dass sie überhaupt überleben können, geschieht, weil sie sehr solidarisch untereinander sind. Viele unterschiedliche Länder, Religionen, Sprachen. Das interkulturelle Zusammenleben funktioniert sehr gut.“ (Gilles Reckinger)
Zwangsarbeit (oder Sklaverei, wie Gilles Reckinger sie nennt), ist eine Steigerung der Ausbeutung. Sie entsteht durch den Umstand, dass die vulnerable Situation der Flüchtlinge (Aufenthaltsstatus, Armut, Ausgrenzung/Marginalisierung bzw. soziale Isolation) von Plantagenbesitzern wie Importeuren ausgenutzt wird, sodass sie gezwungen sind, für Hungerlöhne weit unter den sonst üblichen Löhnen zu arbeiten. Sie verdienen so wenig, dass sie weder weiterggehen können, noch zurück in ihre Heimat. Die Plantagenbesitzer wiederum können dem Weltmarkt sowieso nur mit diesen Arbeitkräften standhalten. Der Preisdruck von Supermarktketten ist groß. Eine Kiste Orangen bringt 50 Cent. „Das bildet sich im Preis, den wir im Supermarkt zahlen gar nicht mehr ab.“ Die Arbeiter sparen sich dabei Woche für Woche noch ein paar Cent vom Mund ab, um es der Familie in der Heimat zu schicken.
Eva-Maria Reinwald vom Institut Südwind zeigte auf, welche Bemühungen es in der Politik gibt, um solche Zustände zu verhindern, wie das italienische Anti-Sklaverei-Gesetz, das festhält, dass Arbeitgeber für Missstände haften. Infolge gab es Kontrollen bei Agrarbetrieben, aber hier mangelt es personellen Ressourcen. Die Bemühungen reichen noch nicht aus, um Arbeitsbedingungen wirksam zu verbessern. Die Leitprinzipien Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen betonen die Verantwortung der Unternehmen für eine menschenrechtliche Sorgfalt in ihrer Geschäftstätigkeit. Dies beinhaltet, dass Unternehmen eine entsprechende Grundsatzerklärung öffentlich machen, menschenrechtliche Risiken in ihren Lieferketten ermitteln und Analysetools in ihren Strukturen verankern müssen und ggf. geeignete Maßnahmen ergreifen müssen, wenn sie Risiken in ihren Lieferketten erkennen. Zu der Sorgfaltspflicht gehört auch, dass die Unternehmen über ihre Bemühungen berichten, Beschwerdemechanismen für Betroffene von Menschenrechtsverletzungen einrichten und ggf. Abhilfe schaffen müssen..
„Unternehmen müssen reflektieren, was ihr Beitrag dazu ist, dass die Ausbeutung weiterhin so stattfindet. So können sie Druck auf die Lieferkette ausüben“, so Reinwald.
Missstände seien hinlänglich bekannt. Als politische Perspektive nennt sie das Lieferkettengesetz mit der Pflicht zur menschlichen Sorgfalt, welches ab 2023 für Unternehmen ab 3000 Mitarbeitenden und 2024 für Unternehmen ab 1000 Mitarbeitenden in Kraft tritt. Diese müssen sich aber nur verantworten, wenn sie schon konkrete Hinweise auf Missstände hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden bei nachgeordneten Lieferanten haben. Betroffene können Hinweise an Behörde leiten, aber selbst nicht klagen. Perspektivisch sollte die Vergabe von Fördermitteln, bspw. der EU an Plantagenbetreiber und Landwirte daran geknüpft sein, dass sie sich an Vorgaben halten.
Dominik Groß, Campaigner bei „Our Food. Our Future“ und Referent bei der christlichen Initiative Romero stellte als Ausblick seine Kampagne vor, die Einfluss auf politische Prozesse nehmen möchte. Die Aufklärung der Konsumenten steht hier nicht im Vordergrund, die Kampagne zielt eher auf politische Prozesse: Gespräche suchen mit Politikern vor Ort, Personen und insbesondere Jugendliche unterstützen, die sich einbringen möchten. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Süden, Reisen mit Menschenrechtsverteidigern aus dem Globalen Süden, aber auch aus europäischen Ländern und die Organisation von Treffen mit politischen Entscheidungsträgern. Die Kampagne will dem Verbraucher einen fairen und nachhaltigen Einkauf von Lebensmitteln ermöglichen und eine Markttransparenz herstellen. Zwar gebe es einen Trend zu fairem Einkauf und Bewusstsein von Konsumentinnen, um die Problematik aber ernsthaft anzugehen, brauche es stärkere Instrumente, als der Apell an die Verantwortung der Konsumentinnen. Die drastische Situation verdeutlicht sich, als er von der Studie „We world“ in Italien zu Menschenrechtsverletzungen im Gemüseanbau berichtet (80% der Erträge gehen nach Deutschland). Die Macher*innen der Studie stehen unter Polizeischutz.
„Ein Europäisches Lieferkettenschutz-Gesetz wäre gut, was deutsche Fehler ausbügelt.“, so die Hoffnung. „Oder, dass die Koalitionäre sich zusammensetzen und das deutsche Lieferkettengesetz nachbessern.“
Interessierte können sich jetzt schon stark machen im Rahmen einer Protestmailaktion (Link hier), die sich an verantwortliche EU-Kommissarinnen und Kommissare richtet, und zeigen, dass wir wissen, was ein gutes Gesetz braucht und dass gerade für den Agrarsektor bestimmte Inhalte besonders wichtig sind: ein besonderer Schutz von Migrant*innen und Frauen und das Schließen von Lücken, sodass die gesamte Lieferkette eingeschlossen.
„Der Vulkanausbruch vom 22. Mai 2021, den niemand hätte voraussehen können, zog eine brutale und unkontrollierte Evakuierung von ca. 400.000 Menschen nach sich und verursachte den Verlust von Kindern, den Verlust von Eigentum, mehr als 3.000 verbrannte Häuser, 31 Todesfälle und andere Schäden, deren Aufzählung nicht vollständig ist. Ich erinnere mich, dass ich in meinem kleinen Büro zu Hause war und es war mein Sohn, der kam, um mich zu alarmieren, dass es ein außergewöhnliches Feuer auf der Höhe des Vulkans gab und dass die Menschen, die in den Dörfern in der Nähe des Vulkans lebten, bereits auf der Flucht waren. Meine Kinder hatten eine panische Angst und ich musste sie erst einmal beruhigen. Ich realisierte erst das Ausmaß dieses Ausbruchs, als ich die Nachrichten im Radio hörte, in denen die Menschen, die sich im Wirkungsbereich des Ausbruchs von 2002 befanden, aufgefordert wurden, zu evakuieren, und dass die Ölfirmen den Treibstoff in all ihren Tankstellen leeren sollten, um Explosionen zu vermeiden. Die Situation wurde noch komplizierter, als zwei befreundete Familien um 23:30 Uhr bei uns Zuflucht suchten. Am Tag nach dem Ausbruch ordneten die politisch-administrativen Behörden der Provinz Nord-Kivu die Evakuierung an, um einen zweiten drohenden Ausbruch zu verhindern und um die Auswirkungen des durch den Ausbruch erzeugten Gases zu vermeiden. Dies betraf 13 von 18 Stadtteilen in der Stadt Goma. Im Zuge der Evakuierung brachten die Familien nichts mit, als sie die Stadt verließen, einige nach Sake, Bukavu, Kigali, andere nach Rutshuru, Butembo, Beni, Minova, Kalehe, Masisi, Kitshanga, Mweso, etc. Die nicht evakuierten Gebiete wie unseres wurden als Gastfamilien genutzt. Wir haben unser Haus für 32 Personen geöffnet. Zusammen waren wir 42 und jeder fand einen Platz zum Schlafen. Damals ging es nicht um die Frage, wo eine Matratze ist, die Priorität war, wie man einen Platz zum Schlafen in jeglichem Zustand findet. Gott sei Dank geschah das Ereignis, als wir uns gerade mit Lebensmitteln eingedeckt hatten. Die Dinge wurden zu Hause sehr kompliziert, als eines meiner Kinder durch die Belastungen des Ausbruchs krank wurde. Im Krankenhaus wurde bei ihm nichts diagnostiziert. Er wurde gesund, nachdem ich beschlossen hatte, sie mit ihrer Mutter 340 km entfernt zu evakuieren.
Die Folgen des Vulkanausbruchs sind zahlreich und auf vielen Ebenen: sowohl Umwelt, Gesundheit, Wirtschaft als auch Soziales. Auf der psychologischen Ebene gibt es traumatische und posttraumatische Belastungen, Schocks, Enttäuschungen, von deren Familien getrennte Kinder, Familientrennungen, umherirrende Kinder, verzweifelte Menschen, Angststörungen usw.“
„Was das Virus für die Menschen in den Ländern des Globalen Südens bedeutet?“
Die Stiftung Nord-Süd-Brücken hat in Kooperation mit dem Radio F.R.E.I. aus Erfurt und der von Engagement Global/BMZ geförderten WSD-Fachkraft Uwe Flurschütz vom Verein Arbeit und Leben Thüringen e.V. die Sendereihe „Corona Global“ entwickelt.
Im Podcast werden Experten von weltweiten Initiativen über Nachhaltigkeit und globale Perspektiven interviewt.
In Zusammenarbeit mit ostdeutschen Vereinen, die sich in den Ländern des Globalen Südens engagieren, werden Menschen vor Ort befragt und Radiobeiträge erstellt.
Ziel ist es die Auswirkungen, die das Virus auch in anderen Teilen der Welt hat oder haben kann, in den Fokus zu nehmen. Über das Thema „Corona“ werden Anknüpfungspunkte für Empathie, internationale Solidarität, Weltoffenheit und Engagement geschaffen.
Die Sendereihe bietet eine gute Möglichkeit, um entwicklungspolitische Bildungsarbeit im In- und Ausland mit globalen Zusammenhängen zu erläutern. Es werden Anstöße zu entwicklungspolitischen Fragestellungen und Verweise auf Hintergrundinformationen gegeben.
In der letzten Folge erzählt Jan Wenzel vom Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (VENRO) von den Auswirkungen der Pandemie auf die Arbeit von NROs im entwicklungspolitischen Bereich und speziell auf die Arbeit im Globalen Süden.
In anderen Folgen sprechen Experten zur Situation in den Ländern Ukraine, Kolumbien, Namibia, Georgien, Bolivien, Philippinen, Kenia, Uganda, Kamerun, Nigeria, Mali und Malawi. Reinhören lohnt sich! Hier direkt zu allen Folgen!
Nach pandemiebedingtem Stillstand der Öffentlichkeitsarbeit zu den aktuellen Entwicklungen in Burkina Faso, boten das Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland (NES) und die Initiative Endlich Afrika am 5. Februar Gelegenheit, eine Online-Veranstaltung zu diesen Themen mit Beteiligten aus Deutschland, Burkina Faso, der Schweiz und Luxemburg, durchzuführen.
Die Lage der Bevölkerung von Burkina Faso hat sich in den letzten Monaten dramatisch verschlechtert. Als Folge des Terrors kam es zu Flüchtlingsbewegungen innerhalb Westafrikas, wobei Burkina Faso aufgrund seiner geografischen Lage eine Hauptlast schultern muss. Eine Hungersnot für 5 Mio. Einwohner wird befürchtet und jetzt hat die Pandemie in ihrer zweiten Welle Burkina Faso stärker als befürchtet in Mitleidenschaft gezogen. Die Aufmerksamkeit deutscher Medien für Westafrika ist spärlich. Die Auswirkungen der weltweiten Klimakatastrophe sind in der Sahelzone Burkina Fasos bereits seit Jahrzehnten immer deutlicher spürbar. Die Online Konferenz sollte somit Betroffenen und Aktivist*innen Gelegenheit zu Information, Sensibilisierung und Vernetzung bieten.
Die teilnehmenden Referenten, beantworteten Fragen zum Zusammenhang von Terror und Klimawandel, zur Kulturszene, zur politischen Situation des Landes, sowie zum Bildungssystem und zur Pandemie. Seit Jahren stehen sie durch eine kontinuierliche Zusammenarbeit mit der Initiative „Endlich Afrika“ im Austausch.
Dr. Abdoul Salame Kaboré, dem wir diese Konferenz aus Anlass seines 70. Geburtstags gewidmet haben, blickt auf ein Leben ausgefüllt mit sozialem und politischem Engagement zurück. Als Gesundheitsminister unter dem panafrikanisch-sozialistischen Präsidenten Thomas Sankara (Regierungszeit von 1983-87), genießt er heute noch großes Ansehen in Burkina Faso. So war es nur folgerichtig, dass er nach dem friedlichen Umsturz 2014 für die sankaristische Partei zum Bürgermeister seiner Heimatgemeinde Sourgou gewählt wurde.
Dr. Abdoul Kaboré (ehem. Gesundheitsminister)
Dr. Kaboré berichtete im Eröffnungsvortrag der Onlinekonferenz über die Ausbreitung von Covid 19 und die damit einhergehenden Maßnahmen und Folgen. So wurden einerseits zu Beginn der Pandemie keine hohen Inzidenzen gemeldet und an COVID 19 erkrankte Menschen verkraften die Erkrankung meist ganz gut – was nicht zuletzt auch damit zusammen hängen kann, dass das Durchschnittsalter in Burkina keine 50 Jahre beträgt. Ferner scheint die extrem trockene Hitze, wie auch die doch sehr verbreitete Einnahme von Chloroquin als Malariaprophylaxe auch einen Beitrag gegen einen erschwerten Verlauf der COVID-19-Infektionen zu leisten. Ein harter Lockdown hat jedoch sehr gravierende Folgen auf die ärmeren Teile der Bevölkerung, die dadurch harte Einkommenseinbußen zu verzeichnen hat und deren Kinder durch Schulschließungen die mit dem Schulbesuch einhergehende Verpflegung schlichtweg fehlt. Es wird teilweise Onlineunterricht oder Fernunterricht über das Fernsehen angeboten, kann jedoch von einer großen Zahl an Schüler*innen aufgrund mangelnder Infrastruktur nicht wahrgenommen werden. In der Behandlung von COVID-19-Erkrankten wird auch mit verschiedenen pflanzlichen Präparaten aus der alternativen traditionellen Medizin geforscht und es gibt kleinere Erfolge und positive Krankheitsverläufe, die durch traditionelle Behandlungen begleitet wurden.
Generell zeigt sich, dass das Land einerseits durch innovative Kräfte viele Möglichkeiten hat, der Pandemie zu begegnen – so wurden beispielsweise zahlreiche selbstgebaute Handwaschstationen geschaffen und viele Videos zur Sensibilisierung aufgenommen und verbreitet. Andererseits ist es noch immer nicht einfach in kurzer Zeit einen Coronatest zu machen und es kann noch nicht gesagt werden, wann Impfstoffe ins Land kommen werden. Seit Anfang dieses Jahres sind die Schulen wieder geöffnet und unter den allgemeinen Hygiene- und Abstandsregeln zugänglich.
Der nachfolgende Vortrag von Gerhardt Haag, dem Leiter des africologneFESTIVALs in Köln, gab einen umfangreichen Überblick über die stark ausgeprägte und sehr innovative Kulturszene in Burkina Faso. Zahlreiche Künstler*innen im Bereich Theater, Tanz, Bildender Kunst und Musik widmen sich aktuellen global-politischen Themen (wie das aktuelle Theaterstück von Sinzo Aanza: „Plädoyer, den Kongo zu verkaufen“) oder das Tanztheater „Wakatt“ von Serge Aimée Coulibaly (Deutsche Uraufführung war am 17.09.2020 in Düsseldorf). Bildende Kunstschaffende beziehen bewusst die breite Bevölkerung in das künstlerische Schaffen mit ein (wie das 2020 im November stattgefundene Festival Récréatrales zum Thema: „So kleiden wir uns“) ganz in dem Sinne Joseph Beuys: „Jeder Mensch ist ein Künstler“.
Gerhardt Haag, Leiter des africologneFESTIVALs in Köln
Der Vortrag vonHamado Dipama, Mitglied des AK Panafrikanismus München, über die politische Situation in Burkina Faso insbesondere über den zunehmenden Terror, bezog sich noch einmal auf die Tatsache, dass es innerhalb des Landes Millionen von Binnengeflüchtete gibt, die aus den Regionen im Norden wie auch im Nordosten fliehen, um den dort sehr häufig auftretenden Terroranschlägen zu entgehen, zumal die zunehmende Unsicherheit dieser Regionen zum teilweisen Erliegen der Infrastruktur führt (wie z.B. Schulschließungen, geschlossene Wahllokale etc.). Sehr eindrucksvoll war das mit Mitteln der europäischen Union aufgestellte Straßenschild im Norden des Landes, welches darauf hin weist, dass die illegale Beförderung von Geflüchteten verboten ist und einer sehr hohen Geldstrafe obliegt. Die Europäischen Grenzen scheinen sich beträchtlich nach Süden über die Sahara hinweg verschoben zu haben.
Der vierte Vortrag von Dr. Fidèle Yaméogo, Universitätsprofessor für Germanistik in Ouagadougou, über das Bildungssystem, stellte sehr eindrücklich dar, welchen Herausforderungen schulische Bildung in Burkina Faso, auch ohne Corona-Pandemie, gegenüber steht. Die Anzahl der Schüler*innen pro Klasse und Lehrkraft ist – insbesondere in den ländlichen Regionen – sehr hoch (80 – 140 Schüler*innen) und die Ausstattung der Schulen auch nicht immer angemessen. Dadurch ist es noch immer nicht möglich alle schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen zu beschulen. Die Zahl der Abiturient*innen wie auch der Studierenden steigt in den letzten Jahren sehr, so dass es an den Universitäten nun einen größeren Bedarf an Dozent*innen gibt. Es wird versucht über Fernkurse und digitales Lernen sinnvolle Ergänzungen zu Präsenzvorlesungen anzubieten.
Im nächsten Schritt sollen in einer zweiten Online Konferenz, die am 10. März 2021 von 10-12 Uhr stattfinden wird, unter den Teilnehmenden Aktive gefunden und vernetzt werden, die sich gemeinsam für unterstützende Maßnahmen für das Land engagieren möchten. Bundesweit gibt es zahlreiche Initiativen, die dazu bereit sind und denen die Vernetzung durch die Corona-Pandemie erschwert wurde. Anmeldung und mehr Infos unter bildung@nes-web.de.
Eine der Organisatorinnen: Melanie Malter-Gnanou (NES e.V.)
Kommentar Melanie Malter-Gnanou: „Wir hoffen, dass wir es auf diesem Wege schaffen werden Menschen zusammenzubringen und das Interesse für Burkina Faso aufrecht zu erhalten bzw. zu wecken. Die Länder des Globalen Nordens tragen mit Verantwortung an den Ursachen von Flucht – sei es durch Extremwetterlagen wie Dürren, die zu massiven Ernteausfällen führen oder durch zunehmend instabiler werdende politische Situationen, die als Nebenwirkung einer globalisierten Wirtschaft vermehrt auftreten – sie sollten somit auch mit dazu beitragen die negativen Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung abzumildern, Ihnen Chancen auf Teilhabe und eine Stärkung der in Burkina Faso schon sehr gut ausgeprägten Resilienz zu gewährleisten. Hierzu gehört es auch die eigenen traditionellen Systeme von Berufsausbildung, medizinischem Wissen und kooperativem Handeln zu stärken und in eine sinnvolle und passende Kombination mit den Errungenschaften des Globalen Nordens zu setzen – eine ganz besondere Herausforderung die bereits Thomas Sankara in den 80 er Jahren des letzten Jahrhunderts thematisierte. Doch glücklicherweise gilt dessen Devise noch immer „Les idées ne meurent jamais – Die Ideen sterben nie!“ „
SÜDWIND, Institut für Ökonomie und Ökumene, veröffentlichte auf deren Blog am 21. Februar 2021 einen Artikel zur Verteilung der COVID19-Impfstoffe von Dr. Pedro Morazán. Morazán erläutert den Begriff „Impfstoff-Nationalismus“ und geht ihm auch ethisch auf die Spur.
„Impfstoffe sind die beste Chance, diese Pandemie unter Kontrolle zu bringen – es sei denn, die Politiker*innen erliegen dem Impfstoff-Nationalismus.“ – Dr. Pedro Morazán –