Karen Romero, Krankenschwester: Leben in den mexikanischen Favelas unter Coronabedingungen

Karen Romero ist mit 14 Kolleginnen im letzten Jahr nach Saarbrücken gekommen, um dort als Krankenschwester zu arbeiten. Beim Lateinamerika-Forum (gesamtes Programm hier) referierte sie am Nachmittag über den Reichtum und gleichtzeitig die Armut Mexikos und die Konsequenzen der Corona-Pandemie, insbesondere für die ärmere Bevölkerung in Mexiko in den sogenannten Favelas.

„Mit Favela (aus dem Portugiesischen entlehnt für „Armenviertel“ oder „Elendsviertel“) werden die besonders in Randlagen der großen Städte Brasiliens liegenden informellen Siedlungen oder auch Marginalsiedlungen bezeichnet, bei denen ein großer Teil der Bewohner über einen nur geringen Grundbesitz verfügt.“ (Wikipedia.org)

Moderator Camilo Berstecher stellt die nächste Referentin Karen Romero vor.

Karen Romero erzählte von der interessanten Geschichte Mexikos, die viele Tausend Jahre alt ist. Auch darum ist Mexiko heute in der Welt bekannt und als Reiseland für viele so 
beliebt und einzigartig. Mexiko ist unheimlich reich an Kultur, betreibt viel Fischerei und es gibt über 68 verschiedenen Sprachen, viele davon von der „Native“ Bevölkerung, die noch zusätzlich unterteilt sind. Gleichzeitig herrscht dort eine große Armut. Laut Karen Romero haben 9,5 Prozent der Bevölkerung gar nichts und 46,2 Prozent der Bevölkerung haben gerade so viel, dass sie überleben können. 7 von 10 Menschen können ihre Grundbedürfnisse nicht decken und haben keinen Zugang zu ausreichend  Grundnahrungsmitteln. Ein weiteres großes Problem sei die Gewalt, dazu gehöre auch das traurige, aber wichtige Thema der Feminizide. Die 20 Millionen Einwohner*innen haben sehr unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie gelitten. Zwar gäbe es in Mexiko ein universelles Recht auf Gesundheit, jedoch fehlte während der Pandemie die grundlegende 
medizinische Ausrüstung. Teilweise hatte nicht einmal das medizinische Personal Masken, um sich zu schützen. Die Ärmsten kamen überhaupt gar nicht erst ins Krankenhaus, weil sie kein Geld haben und keine Versicherung. Das Personal ist teilweise arbeiten gegangen, trotz Covid-Erkrankung, weil solch ein Mangel herrschte. Mexiko leidet immernoch an den Folgen der Unterdrückung von Spanien und geerbten Strukturen. Diese Strukturen sind korrupt, frauenfeindlich und racist. Die Korruption in Mexiko umfasst das gesant politische Struktur und Gesellschaft.

Momentan sind in Mexiko 46% der Bevölkerung zum ersten Mal geimpft und 20% haben die zweite Impfung.  Normalerweise hatte Romero am Tag ungefähr sechs Patient*innen, unter Corona sind es 15 bis 30 am Tag. Auch einer der Gründe, weshalb sie nach Deutschland kam. In Mexiko sind die Arbeitsbedingungen als Krankenschwester schlecht, obwohl sie 4 bis 5 Jahre studieren müssen und danach noch zwei Jahre Ausbildung 
oder Master machen. Es gibt nicht die notwendigen Strukturen zur Behandlung aller und kein angemessenes Gehalt. Für Romero keine einfache Entscheidung, nach Deutschland zu kommen.

Karen Romero gründete einen Verein, der sich mit der Frage der Migration und Partizipation in der Gesellschaft auseinander setzen möchte.

Camilo Berstecher, der Moderator, ist Mitgründer der Initiative „Zentrum für künstlerische Intelligenz und Institut für gescheiterte Ideen“, ein Kollektiv aus AktivistInnen und KünstlerInnen, welches sich mit sozialen und ökologischen Themen beschäftigt.

Im Anschluss an die Vorträge bestand die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Vorpremiere! Dokumentarfilm „Helena de Sarayaku“ samt Besuch aus Ecuador

Am 15. Oktober um 17 Uhr besuchen uns drei Vertreterinnen des Sarayaku-Volkes im Kino 8 1/2 in Saarbrücken.

Helena ist 17 Jahre alt und studiert in Finnland. Ihr Vater, ein Schwede, und ihre Mutter, eine indigene Kichwa des Sarayaku-Volkes, leben im Herzen des ecuadorianischen Amazonas. Der Film begleitet Helena auf ihrer jüngsten, bewegten Reise nach Ecuador. Dort erfährt sie zunächst mehr über „Kawsak Sacha – der lebendige Wald“, einer Philosophie, die den Dschungel als ein Lebewesen begreift. In der Stadt nimmt sie dann am traditionellen Festival „Uyantza Raymi“ teil. Während sie aus den Nachrichten erfährt, dass ein Virus namens Corona die Welt befällt, überrascht es sie schon direkt in der nächstgelegenen Stadt der Region, Puyo, wo sie den Lockdown verbringt. Und dann läuft auch noch der Bobonaza-Fluss über – eine Flut, wie es sie noch nie gegeben hat. Der Dokumentarfilm „Helena de Sarayaku“ von Eriberto Gualinga zeichnet nicht nur ein mitreißendes Portrait einer jungen, engagierten Frau „zwischen den Welten“. Er ermöglicht auch einen hautnahen Einblick in eine andere Kultur und in das aktuelle Geschehen in Ecuador. Vor allem zeigt uns Helena auch, dass „Zeit ist, aufzuwachen!“.

Reservierung auf der Webseite des Kino 8 1/2.
Die Veranstaltug ist kostenlos.

Nach dem Film besteht die einmalige Möglichkeit, mit drei Vertreterinnen des Sarayaku-Volkes, die an diesem Abend in Saarbrücken zu Besuch sind, zu diskutieren!

Der Eintritt ist frei. Kooperationspartner der Veranstaltung sind das Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V., Terra Utopia e.V., Casa Nicaragua und Sarayaku.

Am 22., 24. und 26. Oktober um 20 Uhr findet die Filmvorstellung „Dear Future Children“ im Kino 8 1/2 statt. Hier mehr Info.