Video eines Aktivisten gegen Schuldknechtschaft und Kinderarbeit in Indien

Umesh B. Nooralakuppe, Social Activist, Karnataka/Indien

My name is Umesh. I am a social activist. I work for the abolition of the bonded and child labour system. Also, I work with agricultural labourers, daily wage labourers and workers in the unorganised sector.

During the lockdown of the covid-19 crisis, in my area many labourers are suffering [because of] food problems and [because of not being able to satisfy their] daily needs. When Corona affected my area, it meant no work, no wages, no benefits [that is, social security]. And also, everybody has been afraid of the corona virus:[1] agricultural workers, daily wage labourers, street sellers, autotaxi drivers, plumbers, painters, and also construction workers – [all] mainly Dalit and tribal people. Everyone is suffering [because of the lack] of food and [of any means to cover one’s] daily needs and hospital expenses [that is also medical expenses].[2] Our government is giving 40 kg rice, 1 kg dhal.[3] What about other things, like oil, sugar, tea powder, onions, masala powder, vegetables and other cooking items? If people want to purchase [these things], they don’t have money. How to manage life? [These are] very very bad conditions. But, by the time, some of the NGOs and political leaders are giving some donations for food packages. It is very good but not sufficient. But even today also many village labourers, [that is] agricultural and daily wage labourers, are suffering for food [from hunger] and [so many other difficult life] conditions.

I demand from our government, it should take full charge of [maintaining/restoring the full life security of] our agricultural workers, daily wage labourers and Dalit and tribal people (…). It means food package for one year, monthly honoraria,[4] free children’s education etcetera etcetera and also [free] hospital [treatment, this is, medical service].[5]

Thank you.

[1] Besides being afraid in health and economic terms, particularly poor people also fear other effects of getting diagnosed with Covid-19 such as being put in quarantine in public badly equipped hospitals and also getting ostracised afterwards in their workplaces as well as socially. Therefore many people shy away from getting a check-up done in the first place.

[2] This is particularly hard for people with chronic ailments, e. g., malaria, diabetes, heart problems, kidney failures (dialysis patients).

[3] This was a one-time provision by the government.

[4] Honoraria, in this case, means some income support / social assistance for ongoing bills to be paid such as for rent, water and electricity, and so on until people will have regained some source of income.

[5] Another demand, which Umesh B. Nooralakuppe added in a phone conversation, aims at a special package for people who were infected by Covid-19 and may, due to social ostracisation, not be able to return to their workplace. This entails economic assistance, free access to medical services (“regaining physical strength”) and mental/moral support for those who have been affected. This has, however, also to be linked to educational and awareness programs for the general public.

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Transkription/Textedition sowie Ergänzungen und nachträgliche Erläuterungen (Klammern und Fußnoten) in Absprache mit Umesh Nooralakuppe

Bericht erhalten durch Tamara Enhuber, Fachpromotorin für Global Verantwortliches Wirtschaften, MehrWert! e.V.

Bericht des Bruders einer im Saarland lebenden Togoer*in

Schon von Beginn an wurde der Akzent in Togo auf Prävention gelegt. Mit Hilfe der Ärzt*innen in Togo und unter deren Anweisungen, nutzen die Togoer*innen konventionelle Schutzmittel gegen das Covid -19 ebenso wie traditionelle Kräuter zum Beispiel “ Aloma“ oder Wurzeln wie “ Myimon“ – bittere Mittel die gewöhnlich gegen Malaria verwendet werden. Es werden auch Masken aus  afrikanischen Stoffen genäht und überall verkauft. Eine Maske kostet 200 Fcfa, das sind etwas weniger als 50 Cent. Das Virus verbreitet sich eher langsam, da strenge Maßnahmen getroffen  werden: die Schulen, Kindergärten und Universitäten werden geschlossen, die Arbeitszeiten sind von 9 Uhr morgens bis 16 Uhr [Anm. der Redaktion: Normalerweise wären die Arbeitszeiten von 7 – 12 Uhr und dann nach einer Mittagspause wieder von 15 – 18 Uhr] Es gibt auch ein „couvre feu“, das bedeutet eine nächtliche Ausgangssperre, bei der von 20 Uhr abends bis 6 Uhr morgens niemand mehr aus dem Haus gehen darf.

Viele Firmen arbeiten deswegen im Homeoffice. Die Studierenden bekommen ihre Vorlesungen online, während viele Schüler*innen  über den Fernseher oder das Radio unterrichtet werden.


Ein Beispiel: „Meinem großen Bruder „Kokouvi“ wurde vor 5 Monaten Lungenkrebs diagnostiziert. Während seiner Behandlung im Krankenhaus hat er sich mit Covid-19 infiziert. Er wurde sofort in Quarantäne gebracht ( ein spezielles Klinikum wurde speziell für diese Fälle eingerichtet). Da er eine Kontaktperson für seine Familie ist, war ein medizinisches Team in seinem Haus und hat alle getestet. Obwohl sie negativ getestet waren, geht jeden Tag ein Krankenpfleger vorbei und misst ihnen die Temperatur. Und das wird 2 Wochen lang gemacht werden. Seit einer Woche befindet er sich in diesem Corona-Zentrum. Die Patient*innen werden gut behandelt, bekommen 3 Mahlzeiten pro Tag und Medikamente. Einmal in der Woche werden Sie getestet. Heute geht es meinem Bruder ziemlich gut, Gott sei Dank.“

Link zur aktuellen Corona-Statistik der togoischen Regierung: https://covid19.gouv.tg/situation-au-togo/

Bericht erhalten durch Melanie Malter-Gnanou, Fachpromotorin für Globales Lernen und Internationale Partnerschaften

Unmeel, Schüler (12 Jahre, 7. Klasse) in Mysore, Indien

Übersetzung des Videotextes:

„Mein Name ist Unmeel. Ich lebe in Heggaddadevana Kote (Indien). Ich bin in der 7. Klasse an der Mahabodhi Schule in Mysore. Mein Vater heißt Umesh. Mit seiner Arbeit setzt er sich für eine Beendigung von Schuldknechtschaft und Kinderarbeit ein. Meine Mutter heißt Sumithra. Sie ist Hausfrau. Ich habe noch einen kleinen Bruder, sein Name ist Sunoj. Er ist bis vor kurzem in die Kinderkrippe gegangen.

Es ist gut, dass ich [durch den Corona-Lockdown] nun seit 55 Tagen (wieder) mit meiner Familie leben kann. Seit einem Jahr gehe ich nämlich in einem Internat zur Schule. In dieser Zeit habe ich meine Eltern sehr vermisst. Allerdings haben wir momentan – während des Lockdown – nicht genügend zu essen. Mein Vater verdient kein Geld in dieser Zeit. Nun habe ich verstanden, welchen Wert Essen hat.

In H. D. Kote haben alle Angst vor Covid-19. Viele Familien wurden auseinandergerissen. Doch vor allem: Dalits, Indigene, Latrinenreiniger*innen, Straßenkehrer, Tagelöhner*innen und andere Arbeiter*innen im informellen Sektor hungern und haben kein Geld für das Notwendigste. Gleichzeitig gibt es momentan keine Umweltverschmutzung und viele Leben wurden gerettet, da es keine Autounfälle gibt [Erläuterung: Der Autoverkehr wurde fast vollkommen eingeschränkt.]. Das finde ich gut. Viele Frauen sind froh, da aktuell auch der Alkoholverkauf verboten ist. 

Ich kann in dieser Zeit viel lernen. Ich habe mir einen Stundenplan gemacht, wann ich spiele, lese, tanze, bete, meditiere, fernsehe* usw. Und mein Vater hat mir einen Roman gegeben. Wenn mir langweilig wird, lese ich darin. Ich bin sehr stolz und glücklich, dass ich mit meiner Familie sein kann.

Ich wünsche den Menschen, die an Covid-19 oder dem Corona Virus erkrankt sind, dass sie geheilt werden. Und die Beziehungen zwischen den Ländern sollten wachsen. Ebenso sollte es zwischen den Menschen mehr Liebe, Freundlichkeit, Teilen und Füreinandersorgen geben. Zuletzt wünsche ich mir, dass das Kastendenken, Aberglaube, Ungerechtigkeit und Ungleichheit verschwinden und dass Menschlichkeit das ist, was bleibt.

Danke an jede*n und alle.“

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(Freie Übersetzung, in Absprache mit Unmeel; *einige Aktivitäten wurden nachträglich schriftlich durch Unmeel ergänzt ;-))

Ein Foto von Unmeel’s Vater gemacht: Es zeigt Unmeel’s Bruder Sunoj (mit seinem Vater Umesh), 4 Jahre, beim Hausunterricht.

Der Stundenplan von Unmeel

Beitrag dankenswert erhalten über Tamara Enhuber, Fachpromotorin für global verantwortliches Wirtschaften, mehr Wert! e. V.

Bericht eines Schulleiters des privaten College St. Henri in Ouagadougou

„Nous avons tenu une réunion le jeudi 7 mai dans notre collège privé saint Henri. La rencontre  a connu la participation de 3 membres de l’administration, des professeurs principaux de classe, 3 membres du bureau de l’association des parents d’élèves. Il s’agit de discuter sur les conditions dans lesquelles nous allons reprendre les cours. Notre collège a pu effectuer 2 trimestres de cours et nous avons commencé le 3ème trimestre avec une semaine de cours et 3 devoirs en moyenne par classe. La classe de 3ème a également pu composé son examen blanc du BEPC. Nous avons souhaité reprendre les cours si seulement les conditions sont favorables c’est à dire : si le gouvernement donne l’autorisation, si nous obtenons les masques pour les élèves et les profs et l’administration, si nous obtenons les kits de lave-mains le savon et le gel hydro alcoolique. Nous avons l’avantage que les effectifs d’élèves par classe ne dépasse pas 40 et pour cela nous prévoyons répartir les activités de cours en 2 vagues. Nous accueillons en premier la classe de 3ème et de 4ème et après la classe de 5ème et 6ème. Ainsi pendant que nous préparons la 3ème à l’examen du BEPC, nous achevons les programmes pour les classes de 4e, 5e et 6e. À l’issue des cours pour ces derniers (un travail sur 1 mois) nous administrons une composition afin de pouvoir calculer une moyenne annuelle en prenant en compte  les 1er et 2e trimestres et la composition.

Tout ce programme tenait dans la mesure où les cours en classe reprenais le 11 mai comme l’avait annoncé le gouvernement. Cependant la reprise a été renvoyé au 1er juin.

Néanmoins pour permettre aux élèves de ne pas rester sans activités, le gouvernement a initié des leçons par la radio et la télé dès le 9 mai selon un planning qui concerne principalement les élèves en classe d’examens (CEPE, BEPC, BAC).Nous attendons donc les nouvelles instructions du gouvernement afin de nous adapter. L’ennui c’est que les avis sont partagés : le gouvernement qui s’organise pour reprendre les cours, les parents qui sont inquiets pour la santé de leurs enfants, les syndicats qui revendiquent. Il nous faut apprendre à vivre avec le covid19. Mais comment ? En faisant beaucoup de sensibilisation sur la maladie, en respectant les mesures barrières et en ayant les équipements nécessaires pour l’hygiène.“

Foto: Außerordentliche Schulversammlung in Zeiten von Corona in Ouagadougou

Corona-Krise und Schule in Senegal

Nachdem das Coronavirus in vielen Ländern der Welt aufgetaucht war, kannte Senegal seinen ersten Corona-Fall am 02. März 2020.  Seitdem gab es immer mehr Infizierte. Deshalb hatte Macky Sall, der senegalesische Präsident, die Entscheidung getroffen, alle Schulen und Universitäten zu schließen.

Die Schüler, die Studenten und alle Lehrer sollten zu Hause bleiben. Die Regierung dachte trotzdem an Online-Unterricht (über soziale Netzwerke wie z.B. Whatsapp, Facebook usw.) Das Fernsehen nahm auch an diesem Projekt teil. Das Projekt heißt „Télé-école“. Die Idee war, die Schüler sollen nichts verlernen. Leider gibt es ein Problem damit, denn viele Lernende und Studenten haben keinen (guten) Internetzugang.

Am 23. März 2020 hielt der Präsident eine zweite Rede. In seiner Rede hatte er gewisse Entscheidungen getroffen unter denen die Ausgangssperre im ganzen Land, die Schulen und Universitäten bleiben geschlossen usw. An diesem Tag gab es schon 479 Infektionsfälle und 6 Verstorbene.

In seiner dritten Rede am 11. Mai sprach er von Erleichterung der Maßnahmen. Das heißt, man kann jetzt von 5 Uhr bis 21 Uhr das Haus verlassen. Die Leute können auch, wenn sie wollen, in den Kirchen und Moscheen beten. Er empfahl sogar, die Schulen am 2. Juni wieder zu öffnen. Diese Wiederöffnung betrifft nur die Schüler, die eine Prüfung am Ende des Jahres machen müssen. Die anderen Lernenden sollen immer noch von zu Hause weiter lernen.

Ich finde auf jeden Fall die Wiederöffnung der Schulen sinnlos, denn bis heute gibt es 2812 Infektionsfälle und 32 Gestorbene.

Ich frage mich: Wie kann der Präsident die Schulen auf diesem Hintergrund wieder öffnen? Warum hatte er am 16. März sofort die Schulen geschlossen, obwohl es nur 27 Infektionsfälle gab?

Ich habe deshalb vier Schüler gefragt, was sie von der Wiedereröffnung der Schulen halten? Hier sind Antworten:


Djibril Sène, Abiturient: „Das Erziehungssystem ist in Gefahr. Nach zwei Monaten ohne Schule ist es nicht mehr möglich, die Prüfungen im August zu machen.“


Arame Thioune, Abiturientin: „ Es ist schwer an diesem Tag wieder in die Schule zu gehen. Die Infektionsfälle steigen immer mehr. Wir sollten immer noch zu Hause bleiben.“


Mame Diarra Dieng, Schülerin in der Premièreklasse: „ Die Krankheit ist immer noch da. Ich würde die Behörden darum bitten, die Wiederöffnung der Schulen zu verschieben.“


Fatou Kiné Guéye, Abiturientin: „ Ich finde, dass die Wiederöffnung sehr normal ist, denn wir müssen eine Prüfung machen. Man weiss nicht, wann die Krankheit verschwinden wird. Und wir haben schon viel Zeit verloren.“


Obwohl der Erziehungsminister gewisse Maßnahmen für eine erfolgreiche Wiederöffnung getroffen hat, haben die meisten Leute Angst davor.

In memoriam – Luis Sepúlveda

(c) Foto: Screenshot von Arte.tv
(c) Text: Aktion 3. Welt Saar
Der Schriftsteller und Politiker Luis Sepúlveda aus Chile ist an den Folgen einer Covid-19 Erkrankung gestorben. Er wurde 1949 in Chile geboren, war Kommunist, konvertierte zum Sozialisten, gehörte zur persönlichen Leibwache von Salvador Allende bis zum Putsch von Pinochet & CIA. Und er blieb zeitlebends ein begnadeter Geschichtenerzähler (neudeutsch: Storytelling). Eine seiner schönsten Geschichten ist sein eigenes Leben, als er eine Frau, mit der er mal verheiratet war, nach der Trennung, ein zweites Mal heiratete und dafür erstmal den gemeinsamen Sohn um Erlaubnis fragte. Ach ja: Er blieb auch bis an sein Lebensende Sozialist. Der Kapitalismus und autokratische Systeme, gleich welcher Couleur, waren für ihn nicht das Ende der Geschichte. Viele seiner Bücher gibt es auf Deutsch.

Auf arte gibt es einen schönen, warmherzigen Film (Widerstand vom Ende der Welt) über ihn.

Und beim Verlag Assoziation A einen umfangreichen Nachruf.

Beitrag erhalten durch Roland Röder, Fachpromotor für global nachhaltige Landwirtschaft
Aktion 3. Welt Saar e.V.

Bericht von Mathias Knobloch von „Ärzte ohne Grenzen“ zur Lage in Burkina Faso

Immer wieder wurde der Flug in mein Einsatzland gestrichen: Wegen der Coronavirus-Pandemie ist es viel schwieriger geworden zu reisen. Während ich auf gepackten Koffern saß, wurde ich in meinem Projekt dringend gebraucht.
Mittlerweile bin ich endlich in Burkina Faso ankommenund werde hier als Arzt helfen: Das westafrikanische Land steckt mitten in einer akuten Krise: Hunderttausende fliehen vor Gewalt, das Gesundheitssystem ist überfordert und bald beginnt die Malaria-Saison. Zudem brach Covid-19 aus, das Land verzeichnet die größte Infektionsrate südlich der Sahara.

Burkina Faso steht damitbeispielhaft für viele Länder Afrikas: Zwar haben einige afrikanische Regierungen Erfahrungen im Seuchenschutz und schon früh auf die Pandemie reagiert. Doch es mangelt an vielem, vor allem an teurer medizinischer Ausrüstung: In den Krankenhäusern, in denen wir arbeiten, gibt es oft keine stabile Stromversorgung, geschweige denn medizinischen Sauerstoff oder Intensivbetten.In Burkina Faso beispielweise gibt es nur zwölf Intensivbetten für 20 Millionen Bürger.

Ärzte ohne Grenzen bereitet deshalb in vielen Ländern Covid-19-Maßnahmen vor und baut die Intensivpflege aus: Wir senden z.B. nach Burkina Faso eine technische Anlage, die in großen Mengen Sauerstoff für mehrere Dutzend Patienten*innen produzieren wird. Wir arbeiten also an Lösungen, mit denen wir Menschenleben retten.

Hier können Sie Spenden und die Arbeit von Ärzte ohne Grenzen in 70 Ländern der Welt unterstützen.

Der Beitrag wurde eingeschickt von Melanie Malter-Gnanou, Fachpromotorin für Globales Lernen und Internationale Partnerschaften