Auswirkungen des Ukraine Krieg auf Menschen in Senegal

Herr Diouf ist Gymnasiallehrer für Deutsch als Fremdsprache in Senegal. Für uns hat er über die Auswirkungen des Ukraine Krieges in Senegal gesprochen. Hier gibt es weitaus drastischere Preissteigerungen als in Deutschland.

Die Preise für Lebensmittel oder Materialien für den Hausbau haben sich zum Teil verdoppelt. Die Ernten waren schlecht, da es nicht viel geregnet hat in der Regenzeit und die Kosten für die Ernte sind teurer geworden. Als der Präsident letztes Mal in Russland war hat er einen Vertrag mit Putin geschlossen, dass Getreide aus der Ukraine exportiert werden kann (mehr zum Thema bei der Süddeutschen).

Herr Diouf beteiligt sich unter anderem auch am bundesweiten Projekt „Chat der Welten“, bei dem Schulklassen oder Gruppen aus Deutschland sich mit Menschen aus dem Globalen Süden unterhalten können, um einen spannenden Perspektivwechsel zu erleben.

Gongali Model aus Tansania und das Blue Future Project aus Saarbrücken

Ruth und Askwar Hilonga erzählen, wie sie ihr eigenes Business „Gongali Model“ in Tansania starteten. Beide haben sich in Südkorea kenngelernt, wo sie studiert haben. Ruth ist CEO von Gongali Model und hat Business Management studiert. Askwar ist nach dem Chemieingenieurwese-Studium Professor an der Nelson Mandela Universität in Tansania.

Der Videobeitrag ist in englischer Sprache. Wir haben für Sie in diesem Beitrag die Zusammenfassung in deutscher Sprache aufbereitet. Die Plattform Youtube bietet bei diesem Video automatisch erzeugte Untertiteln sowohl in englischer, als auch in weiteren Sprachen an.

Mit der gemeinsamen Firma haben sie verschiedene Produkte, Nanofilter, Wasserreinigungssystem, Biogasanlagen oder Solaranlagen auf den Markt gebracht. Ihr eigenes Empowerment-Zentrum soll junge Start-ups unterstützen, ihre innovativen Ideen umzusetzen. Mittlerweile gibt es internationale Kooperationen mit 77 verschiedenen Partnern rund um die Welt. Eines davon ist das Blue Future Project aus Saarbrücken. Askwar ist stolz, mit diesem Projekt zusammenzuarbeiten.

Als sie damals in Südkorea ein weit entwickeltes Land gesehen haben, beschlossen sie, eine Firma zu gründen, um das eigene Land und dessen Innovationen und Ideen weiterzubringen. Inspiration, Kooperation, neue Jobs, das sind einige Ziele von „Gongali Model“. In Südkorea wurde für Ruth klar, dass die Fortschritte nicht in das Land gebracht wurden, sondern von den hart arbeitetenden Menschen dort selbst kommt. Trotzdem gehen die Menschen sparsam mit ihren Ressourcen um.
Für Ruth war es eine besonders eindrückliche Erfahrung bei der „Young African Leaders Initiative“ von Barack Obama für 7 Wochen teilzunehmen, wo ihr Kontakte, Wissen, Insparation und andere Skills vermittelt wurden.

Die Corona-Pandemie verlief in Ostafrikanischen Ländern nicht so schlimm wie in anderen Ländern, unter anderem, da es eine alte Tradition der Hygiene gibt. Hände waschen ist zum Beispiel wichtig, es wird schließlich mit den Händen gegessen. Als besonderes Zeichen von Respekt, hilft man einem Besucher, sich die Hände zu waschen. Außerdem leben die Menschen in Tansania nicht so eng und haben oft viel Platz und einen Garten um das Haus. Es gab in Tansania keinen Lockdown, weil es nicht möglich gewesen wäre, dann hätten die Menschen nicht mehr ihre Miete und Essen bezahlen können. Ruth vermutet außerdem in ihrem natürlichen und frischen Essen, eine gute Vorbeugung vor Corona bzw. einem schweren Krankheitsverlauf. „Mein Gefrierschrank ist meistens leer, weil ich am Liebsten frische Lebensmittel esse“, sagt sie. Meistens trinken sie Tee mit frischen Kräutern.

Ein weiteres Problem sei ganz klar der Klimawandel, der auch Ruth und Akswar betrifft. Der Regen beginnt im Oktober normalerweise und im Dezember gibt es die Ernte. Jetzt hat sich das Wetter geändert und es gibt ausgetrocknetet Gegenden oder überflutete Bereiche. „Es ist ein Problem der Menschheit und sollte auch von der globalen Menschheit behandelt werden“, ist die Meinung von Askwar. Wenn in Tansania die Kohleförderung gestoppt werden soll, braucht es andere Lösungen. Die Preise für erneuerbare Energien müssen zum Beispiel gesenkt werden. Es braucht eine bessere Finanzierung dafür. “Let’s go green”, fordert Askwar zum Handeln auf. Die Zusammenarbeit mit dem Blue Future Projekt hat ihm gezeigt, dass es eine gemeinsame Mission gibt. Die beiden möchten eine Plattform bieten, um solche Projekte zusammenzubringen und zu fördern.

Großes Danke Schön an Daniel Wiersbowsky, BlueFuture Project, der das Interview möglich machte.

„Orangen süß-bitter. Oder wie Sklaverei sich auch in Europa breit macht“

Die Produkte aus Zwangsarbeit, Ausbeutung und menschenverachtenden Arbeitsbedingungen halten wir tagtäglich in den Händen. Die 6-teilige Veranstaltungsreihe „Ziel: Lieferketten mit Verantwortung“ von mehr Wert! e.V. klärt auf und gibt Ausblicke.

Ein Nachbericht zur ersten Veranstaltung zum Thema „Orangen“.

Sklaverei ist ein Thema der Vergangenheit?! Das ist die Ansicht vieler Menschen in Deutschland. Bei der Veranstaltungsreihe „Ziel: Lieferketten mit Verantwortung“ von dem Saarbrücker Verein „mehr Wert!“, die am Montag mit dem Thema „Orangen“ begann, wird etwas anderes deutlich. Drei von vier Gläsern Orangensaft stammen aus Betrieben mit illegalen, unterbezahlten Arbeitern, ohne ausreichende gesundheitliche Versorgung, eigene Wohnung oder sanitäre Anlagen. Wenn wir im Supermarkt Obst oder Gemüse wie Orangen, Mandarinen, Tomaten und anderes kaufen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir damit ein Wirtschaftssystem unterstützen, welches auf der Ausbeutung von Menschen basiert. Wie es zu diesen ausbeuterischen Zuständen kommt und was passieren muss, um Missstände zu verhindern und aufzudecken, damit beschäftigt sich der Verein mehr Wert! In weiteren fünf Online-Veranstaltungen am 10., 13., 14., 15. und 16. Dezember jeweils online 18 bis 20 Uhr, außer der Veranstaltung am Mittwoch, 15. Dezember im Rahmen der Reihe „Cinema for Future“ im Filmhaus Saarbrücken.

Am Montag teilten gleich drei hochkarätige Referent*innen ihr Wissen mit den Teilnehmenden. Gilles Reckinger, Ethnologe und Buchautor („Bittere Orangen“) zeigte die Wege der zum Großteil aus afrikanischen Ländern über Lampedusa geflüchteten, „gesichtslosen“ Menschen auf. In Kalabrien besuchte er mehrere Slums, um mit den Arbeitern in Kontakt zu kommen.

„Dass sie überhaupt überleben können, geschieht, weil sie sehr solidarisch untereinander sind. Viele unterschiedliche Länder, Religionen, Sprachen. Das interkulturelle Zusammenleben funktioniert sehr gut.“ (Gilles Reckinger)

Zwangsarbeit (oder Sklaverei, wie Gilles Reckinger sie nennt), ist eine Steigerung der Ausbeutung. Sie entsteht durch den Umstand, dass die vulnerable Situation der Flüchtlinge (Aufenthaltsstatus, Armut, Ausgrenzung/Marginalisierung bzw. soziale Isolation) von Plantagenbesitzern wie Importeuren ausgenutzt wird, sodass sie gezwungen sind, für Hungerlöhne weit unter den sonst üblichen Löhnen zu arbeiten. Sie verdienen so wenig, dass sie weder weiterggehen können, noch zurück in ihre Heimat. Die Plantagenbesitzer wiederum können dem Weltmarkt sowieso nur mit diesen Arbeitkräften standhalten. Der Preisdruck von Supermarktketten ist groß. Eine Kiste Orangen bringt 50 Cent. „Das bildet sich im Preis, den wir im Supermarkt zahlen gar nicht mehr ab.“ Die Arbeiter sparen sich dabei Woche für Woche noch ein paar Cent vom Mund ab, um es der Familie in der Heimat zu schicken.

Eva-Maria Reinwald vom Institut Südwind zeigte auf, welche Bemühungen es in der Politik gibt, um solche Zustände zu verhindern, wie das italienische Anti-Sklaverei-Gesetz, das festhält, dass Arbeitgeber für Missstände haften. Infolge gab es Kontrollen bei Agrarbetrieben, aber hier mangelt es personellen Ressourcen. Die Bemühungen reichen noch nicht aus, um Arbeitsbedingungen wirksam zu verbessern. Die Leitprinzipien Wirtschaft und Menschenrechte der Vereinten Nationen betonen die Verantwortung der Unternehmen für eine menschenrechtliche Sorgfalt in ihrer Geschäftstätigkeit. Dies beinhaltet, dass  Unternehmen eine entsprechende Grundsatzerklärung öffentlich machen, menschenrechtliche Risiken in ihren Lieferketten ermitteln und Analysetools in ihren Strukturen verankern müssen und ggf. geeignete Maßnahmen ergreifen müssen, wenn sie Risiken in ihren Lieferketten erkennen. Zu der Sorgfaltspflicht gehört auch, dass die Unternehmen über ihre Bemühungen berichten, Beschwerdemechanismen für Betroffene von Menschenrechtsverletzungen einrichten und ggf. Abhilfe schaffen müssen..

„Unternehmen müssen reflektieren, was ihr Beitrag dazu ist, dass die Ausbeutung weiterhin so stattfindet. So können sie Druck auf die Lieferkette ausüben“, so Reinwald.

Missstände seien hinlänglich bekannt. Als politische Perspektive nennt sie das Lieferkettengesetz mit der Pflicht zur menschlichen Sorgfalt, welches ab 2023 für Unternehmen ab 3000 Mitarbeitenden und 2024 für Unternehmen ab 1000 Mitarbeitenden in Kraft tritt. Diese müssen sich aber nur verantworten, wenn sie schon konkrete Hinweise auf Missstände hinsichtlich Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden bei nachgeordneten Lieferanten haben. Betroffene können Hinweise an Behörde leiten, aber selbst nicht klagen. Perspektivisch sollte die Vergabe von Fördermitteln, bspw. der EU an Plantagenbetreiber und Landwirte daran geknüpft sein, dass sie sich an Vorgaben halten.

Dominik Groß, Campaigner bei „Our Food. Our Future“ und Referent bei der christlichen Initiative Romero stellte als Ausblick seine Kampagne vor, die Einfluss auf politische Prozesse nehmen möchte. Die Aufklärung der Konsumenten steht hier nicht im Vordergrund, die Kampagne zielt eher auf politische Prozesse: Gespräche suchen mit Politikern vor Ort, Personen und insbesondere Jugendliche unterstützen, die sich einbringen möchten. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Süden, Reisen mit Menschenrechtsverteidigern aus dem Globalen Süden, aber auch aus europäischen Ländern und die Organisation von Treffen mit politischen Entscheidungsträgern. Die Kampagne will dem Verbraucher einen fairen und nachhaltigen Einkauf von Lebensmitteln ermöglichen und eine Markttransparenz herstellen. Zwar gebe es einen Trend zu fairem Einkauf und Bewusstsein von Konsumentinnen, um die Problematik aber ernsthaft anzugehen, brauche es stärkere Instrumente, als der Apell an die Verantwortung der Konsumentinnen. Die drastische Situation verdeutlicht sich, als er von der Studie „We world“ in Italien zu Menschenrechtsverletzungen im Gemüseanbau berichtet (80% der Erträge gehen nach Deutschland). Die Macher*innen der Studie stehen unter Polizeischutz.

„Ein Europäisches Lieferkettenschutz-Gesetz wäre gut, was deutsche Fehler ausbügelt.“, so die Hoffnung. „Oder, dass die Koalitionäre sich zusammensetzen und das deutsche Lieferkettengesetz nachbessern.“

Interessierte können sich jetzt schon stark machen im Rahmen einer Protestmailaktion (Link hier), die sich an verantwortliche EU-Kommissarinnen und Kommissare richtet, und zeigen, dass wir wissen, was ein gutes Gesetz braucht und dass gerade für den Agrarsektor bestimmte Inhalte besonders wichtig sind: ein besonderer Schutz von Migrant*innen und Frauen und das Schließen von Lücken, sodass die gesamte Lieferkette eingeschlossen.

Weitere Termine der Veranstaltung bis zum 16. Dezember 2021 und Anmeldung.

Mehr Infos: www.ourfood-ourfuture.eu, www.ci-romero.de, Veranstaltungen von mehr Wert!, zum Buch „Bittere Orangen“ von Gilles Reckinger und das Factsheet Ausbeutung im italienischen Orangenanbau von Eva-Maria Reinwald.

Karen Romero, Krankenschwester: Leben in den mexikanischen Favelas unter Coronabedingungen

Karen Romero ist mit 14 Kolleginnen im letzten Jahr nach Saarbrücken gekommen, um dort als Krankenschwester zu arbeiten. Beim Lateinamerika-Forum (gesamtes Programm hier) referierte sie am Nachmittag über den Reichtum und gleichtzeitig die Armut Mexikos und die Konsequenzen der Corona-Pandemie, insbesondere für die ärmere Bevölkerung in Mexiko in den sogenannten Favelas.

„Mit Favela (aus dem Portugiesischen entlehnt für „Armenviertel“ oder „Elendsviertel“) werden die besonders in Randlagen der großen Städte Brasiliens liegenden informellen Siedlungen oder auch Marginalsiedlungen bezeichnet, bei denen ein großer Teil der Bewohner über einen nur geringen Grundbesitz verfügt.“ (Wikipedia.org)

Moderator Camilo Berstecher stellt die nächste Referentin Karen Romero vor.

Karen Romero erzählte von der interessanten Geschichte Mexikos, die viele Tausend Jahre alt ist. Auch darum ist Mexiko heute in der Welt bekannt und als Reiseland für viele so 
beliebt und einzigartig. Mexiko ist unheimlich reich an Kultur, betreibt viel Fischerei und es gibt über 68 verschiedenen Sprachen, viele davon von der „Native“ Bevölkerung, die noch zusätzlich unterteilt sind. Gleichzeitig herrscht dort eine große Armut. Laut Karen Romero haben 9,5 Prozent der Bevölkerung gar nichts und 46,2 Prozent der Bevölkerung haben gerade so viel, dass sie überleben können. 7 von 10 Menschen können ihre Grundbedürfnisse nicht decken und haben keinen Zugang zu ausreichend  Grundnahrungsmitteln. Ein weiteres großes Problem sei die Gewalt, dazu gehöre auch das traurige, aber wichtige Thema der Feminizide. Die 20 Millionen Einwohner*innen haben sehr unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie gelitten. Zwar gäbe es in Mexiko ein universelles Recht auf Gesundheit, jedoch fehlte während der Pandemie die grundlegende 
medizinische Ausrüstung. Teilweise hatte nicht einmal das medizinische Personal Masken, um sich zu schützen. Die Ärmsten kamen überhaupt gar nicht erst ins Krankenhaus, weil sie kein Geld haben und keine Versicherung. Das Personal ist teilweise arbeiten gegangen, trotz Covid-Erkrankung, weil solch ein Mangel herrschte. Mexiko leidet immernoch an den Folgen der Unterdrückung von Spanien und geerbten Strukturen. Diese Strukturen sind korrupt, frauenfeindlich und racist. Die Korruption in Mexiko umfasst das gesant politische Struktur und Gesellschaft.

Momentan sind in Mexiko 46% der Bevölkerung zum ersten Mal geimpft und 20% haben die zweite Impfung.  Normalerweise hatte Romero am Tag ungefähr sechs Patient*innen, unter Corona sind es 15 bis 30 am Tag. Auch einer der Gründe, weshalb sie nach Deutschland kam. In Mexiko sind die Arbeitsbedingungen als Krankenschwester schlecht, obwohl sie 4 bis 5 Jahre studieren müssen und danach noch zwei Jahre Ausbildung 
oder Master machen. Es gibt nicht die notwendigen Strukturen zur Behandlung aller und kein angemessenes Gehalt. Für Romero keine einfache Entscheidung, nach Deutschland zu kommen.

Karen Romero gründete einen Verein, der sich mit der Frage der Migration und Partizipation in der Gesellschaft auseinander setzen möchte.

Camilo Berstecher, der Moderator, ist Mitgründer der Initiative „Zentrum für künstlerische Intelligenz und Institut für gescheiterte Ideen“, ein Kollektiv aus AktivistInnen und KünstlerInnen, welches sich mit sozialen und ökologischen Themen beschäftigt.

Im Anschluss an die Vorträge bestand die Möglichkeit, Fragen zu stellen.

Vorpremiere! Dokumentarfilm „Helena de Sarayaku“ samt Besuch aus Ecuador

Am 15. Oktober um 17 Uhr besuchen uns drei Vertreterinnen des Sarayaku-Volkes im Kino 8 1/2 in Saarbrücken.

Helena ist 17 Jahre alt und studiert in Finnland. Ihr Vater, ein Schwede, und ihre Mutter, eine indigene Kichwa des Sarayaku-Volkes, leben im Herzen des ecuadorianischen Amazonas. Der Film begleitet Helena auf ihrer jüngsten, bewegten Reise nach Ecuador. Dort erfährt sie zunächst mehr über „Kawsak Sacha – der lebendige Wald“, einer Philosophie, die den Dschungel als ein Lebewesen begreift. In der Stadt nimmt sie dann am traditionellen Festival „Uyantza Raymi“ teil. Während sie aus den Nachrichten erfährt, dass ein Virus namens Corona die Welt befällt, überrascht es sie schon direkt in der nächstgelegenen Stadt der Region, Puyo, wo sie den Lockdown verbringt. Und dann läuft auch noch der Bobonaza-Fluss über – eine Flut, wie es sie noch nie gegeben hat. Der Dokumentarfilm „Helena de Sarayaku“ von Eriberto Gualinga zeichnet nicht nur ein mitreißendes Portrait einer jungen, engagierten Frau „zwischen den Welten“. Er ermöglicht auch einen hautnahen Einblick in eine andere Kultur und in das aktuelle Geschehen in Ecuador. Vor allem zeigt uns Helena auch, dass „Zeit ist, aufzuwachen!“.

Reservierung auf der Webseite des Kino 8 1/2.
Die Veranstaltug ist kostenlos.

Nach dem Film besteht die einmalige Möglichkeit, mit drei Vertreterinnen des Sarayaku-Volkes, die an diesem Abend in Saarbrücken zu Besuch sind, zu diskutieren!

Der Eintritt ist frei. Kooperationspartner der Veranstaltung sind das Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V., Terra Utopia e.V., Casa Nicaragua und Sarayaku.

Am 22., 24. und 26. Oktober um 20 Uhr findet die Filmvorstellung „Dear Future Children“ im Kino 8 1/2 statt. Hier mehr Info.

Lateinamerika-Forum 2021

„Chancen und Krisen im Schatten der Pandemie“ hieß das Thema des Lateinamerika-Forums am 24. September, 11 – 18 Uhr in Präsenz in Saarbrücken und Online.

Aktuell sind alle Geschehnisse vor dem besonderen Hintergrund der COVID19-Pandemie zu betrachten, die seit Beginn des Jahres 2020 auch die Entwicklungen in Lateinamerika stark beeinträchtigen. Es gibt Licht und Schatten – nur dringen in diesen Zeiten weniger Informationen aus anderen Teilen der Welt zu uns, die europäische Nabelschau hat sich intensiviert. Und dies, obwohl zahlreiche Entwicklungen – wie Digitalisierung und Klimawandel, die Ausbreitung des chinesischen Einflusses, ein Erstarken indigener Bewegungen und die Suche nach innovativen Nachhaltigkeitsansätzen – auch in Lateinamerika rasant voranschreiten.

Das Lateinamerika-Forum 2021 soll hier als Kompass dienen, der Aufschluss zu folgenden Fragestellungen gibt:

  • Welche Auswirkungen hatte und hat COVID19 auf unterschiedliche Länder und Bevölkerungssegmente?
  • Wie kommen die unterschiedlichen Länder Lateinamerikas mit der Bekämpfung der Pandemie zurecht?
  • Welche positiven wie negativen Entwicklungen vollziehen sich im Schatten der Pandemie im Hinblick auf politische , ökonomische und soziale Prozesse?
  • Was können wir hier im Globalen Norden tun, um zivilgesellschaftliche Bewegungen in Lateinamerika zu unterstützen?

Das Netzwerk Entwicklungspolitik im Saarland e.V. veranstaltet seit 2018 in Kooperation mit der Europäischen Akademie Otzenhausen und weiteren wechselnden Partnern jährlich ein Lateinamerika-Forum, in dem die jeweils aktuellen Entwicklungen auf dem Subkontinent sowie strukturelle Fragen der Nord-Süd-Gerechtigkeit am Beispiel Lateinamerikas im Zentrum stehen.

Das Programm beinhaltet direkte Online-Beiträge aus dem Globalen Süden, und die Vorstellung saarländischer Nord-Süd-Partnerschaftsvereine mit dem Regionalschwerpunkt Lateinamerika, als auch mit einer wissenschaftlichen Einordnung der Ereignisse und viel Dialog.

Den Flyer mit ausführlichem Programm können Sie hier herunterladen.
Internationale Beiträge wurden vor Ort simultan verdolmetscht.

„Corona-Folgen für Afrika“ und „Zusammenhänge zwischen Covid19, Entschuldung und Klimawandel“

Im Artikel „Die ärmsten Länder trifft es hart“ vom 18. Mai 2021 von Sabine Krebs (ARD-Studio Nairobi) wird deutlich dargestellt, wie die Pandemie in eine teuflische Schuldenspirale für einige Länder des Afrikanischen Kontinents führen kann. Denn Afrika erlebt wegen der Pandemie die erste Rezession seit Jahrzehnten. Zu Wort kommt in einem Interview unter anderem Achim Steiner, Leiter des UN-Entwicklungsprogramms in Afrika.

Sabine Minninger Referentin Klimapolitik

Eine neue Studie zeigt außerdem den teuflischen Kreislauf im Detail: Klimawandel und Covid-19 verursachen massive Kosten und verschärfen so die Verschuldung in den ärmsten Ländern weiter. Das Geld fehlt um zu investieren und künftige Krisen werden im Ernstfall noch katastrophaler verlaufen. Brot für die Welt erlassjahr.de zeigen die Zusammenhänge. Von Sabine Minninger, Referentin für Klimapolitik.
Mehr dazu auf ihrem Blog. Oder direkt zur Studie „Analyse 102: Climate change, Debt and COVID-19“.

Der Vulkanausbruch des Nyiragongo und die Konsequenzen für die Bevölkerung Gomas (Demokratische Republik Kongo) – Ein Beitrag von Pfarrer Robert Byamungu

„Der Vulkanausbruch vom 22. Mai 2021, den niemand hätte voraussehen können, zog eine brutale und unkontrollierte Evakuierung von ca. 400.000 Menschen nach sich und verursachte den Verlust von Kindern, den Verlust von Eigentum, mehr als 3.000 verbrannte Häuser, 31 Todesfälle und andere Schäden, deren Aufzählung nicht vollständig ist. Ich erinnere mich, dass ich in meinem kleinen Büro zu Hause war und es war mein Sohn, der kam, um mich zu alarmieren, dass es ein außergewöhnliches Feuer auf der Höhe des Vulkans gab und dass die Menschen, die in den Dörfern in der Nähe des Vulkans lebten, bereits auf der Flucht waren. Meine Kinder hatten eine panische Angst und ich musste sie erst einmal beruhigen. Ich realisierte erst das Ausmaß dieses Ausbruchs, als ich die Nachrichten im Radio hörte, in denen die Menschen, die sich im Wirkungsbereich des Ausbruchs von 2002 befanden, aufgefordert wurden, zu evakuieren, und dass die Ölfirmen den Treibstoff in all ihren Tankstellen leeren sollten, um Explosionen zu vermeiden. Die Situation wurde noch komplizierter, als zwei befreundete Familien um 23:30 Uhr bei uns Zuflucht suchten.
Am Tag nach dem Ausbruch ordneten die politisch-administrativen Behörden der Provinz Nord-Kivu die Evakuierung an, um einen zweiten drohenden Ausbruch zu verhindern und um die Auswirkungen des durch den Ausbruch erzeugten Gases zu vermeiden. Dies betraf 13 von 18 Stadtteilen in der Stadt Goma.
Im Zuge der Evakuierung brachten die Familien nichts mit, als sie die Stadt verließen, einige nach Sake, Bukavu, Kigali, andere nach Rutshuru, Butembo, Beni, Minova, Kalehe, Masisi, Kitshanga, Mweso, etc. Die nicht evakuierten Gebiete wie unseres wurden als Gastfamilien genutzt. Wir haben unser Haus für 32 Personen geöffnet. Zusammen waren wir 42 und jeder fand einen Platz zum Schlafen. Damals ging es nicht um die Frage, wo eine Matratze ist, die Priorität war, wie man einen Platz zum Schlafen in jeglichem Zustand findet. Gott sei Dank geschah das Ereignis, als wir uns gerade mit Lebensmitteln eingedeckt hatten. Die Dinge wurden zu Hause sehr kompliziert, als eines meiner Kinder durch die Belastungen des Ausbruchs krank wurde. Im Krankenhaus wurde bei ihm nichts diagnostiziert. Er wurde gesund, nachdem ich beschlossen hatte, sie mit ihrer Mutter 340 km entfernt zu evakuieren.

Die Folgen des Vulkanausbruchs sind zahlreich und auf vielen Ebenen: sowohl Umwelt, Gesundheit, Wirtschaft als auch Soziales.
Auf der psychologischen Ebene gibt es traumatische und posttraumatische Belastungen, Schocks, Enttäuschungen, von deren Familien getrennte Kinder, Familientrennungen, umherirrende Kinder, verzweifelte Menschen, Angststörungen usw.“


(übersetzt aus dem Französischen)