Begegnung der NaturFreunde in Senegal
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Wie kam es zur Verbindung zwischen Saint Louis, Senegal und dem Saarland? Welche Projekte werden von den saarländischen NaturFreunden z.B. durch das Friedenscafé beim Saarbrücker Solidaritätsbasar unterstützt? Das und viel mehr können Sie hier erfahren!
Interview mit Monique Broquard, Landesvorsitzende der NaturFreunde Saarland:
Weshalb haben sich die saarländische NaturFreunde die Projekte des Frauennetzwerkes in Bekhar/Saint Louis zur Unterstützung ausgesucht?
Die NaturFreunde haben als ein internationaler Verband ein Standbein im Senegal. In diesem Frauennetzwerk arbeiten Frauen in unterschiedlichen Projekten. Vor allem durch Anbau, Verarbeitung und Vertrieb von lokalen Früchten, Gemüsen und Näharbeiten sollen Einnahmequellen erschlossen und den Familien, insbesondere Jugendlichen, eine Zukunft im eigenen Land aufgezeigt werden. Das geplante Ausbildungs- und Betreuungszentrum mit einem integrierten Kinderhort wurde geschaffen.
Wir sehen im Umwelt- und Ausbildungszentrum einen wichtigen Beitrag zur
- Stärkung der Position der Frauen in der Gesellschaft
- Verringerung der Analphabetenquote und Förderung von Ausbildung und Allgemeinbildung
- Kampf gegen die Armut und Abwanderung nach Europa
- Förderung der lokalen Versorgung
Wie haben Sie den Kontakt zum Frauennetzwerk in Saint Louis im Senegal bekommen?
Bei einer Reise in den Senegal haben wir die Frauen in St Louis besucht. Wir waren von der Initiative begeistert, die mit ihren bescheidenen Aktivitäten einen Beitrag zur Bekämpfung der Armut leisten und durch die Ausbildung von Frauen und Mädchen dazu beitragen, dass sie eine Perspektive im Senegal haben und nicht den abenteuerlichen Weg nach Europa suchen.
Welche Projekte haben die saarländische NaturFreunde bisher finanziell unterstützt?
- Schaffung und Unterstützung einer Produktionsstätte für Säfte und Marmeladen
- Bau eines Klassenraums
- Ausbildungsprojekt in der Casamance mit Zertifikation in der Seifenproduktion
- Aufforstung von Mangroven-Wäldern und Obstbäume vom Bodensee
- Einrichtung Naturfreundehaus Dakar
- Unterstützung Frauenprojekt „Frauen von St-Louis“
- Kinderhort/ Ausbildungszentrum/Schulgeld für Mädchen
Peinda Faye, Präsidentin des „Frauennetzwerk für
wirtschaftliche und soziale Entwicklung“ und Vorsitzende der NaturFreunde in Saint Louis berichtet über das Frauennetzwerk in Senegal
Anna Ba berichtet über das Umwelt- und Ausbildungszentrum Saint Louis, Senegal
Die Videobeiträge sind in der französischen Sprache verfasst. Bei Bedarf lassen sich über „CC“ französische und deutsche Untertitel einblenden. Hier finden Sie die Transkription der beiden Videos.
Die Videobeiträge sind in der französischen Sprache verfasst. Bei Bedarf lassen sich über „CC“ französische und deutsche Untertitel einblenden. Hier finden Sie die Transkription der beiden Videos.
Interview mit Uschi Boess-Walter, Naturfreunde Global
Wie hat sich das Ausbildungszentrum im Laufe der Jahre entwickelt?
Das Umwelt- und Ausbildungszentrum (CFPE) in Bekhar/Senegal erfuhr 2017/18 und 2019 eine Förderung durch das BMZ und große finanzielle Unterstützung durch viele NaturFreund:innen. Dabei ging es erstens um den Bau des Zentrums und im weiteren um die Einrichtung des Fachbereichs Gastronomie (Lehrküche, etc.). Später kam eine PV-Anlage und eine Schneiderei dazu.
Die Sensibilisierung für Umweltprobleme in der Bevölkerung und ganz besonders in den Familien der Schülerinnen war von Anfang an im Blick. Daher die Namensgebung, die bereits 2018 bei der Eröffnung zeigen sollte, dass Umweltbildung für nachhaltige Alltagspraktiken zukünftig von entscheidender Bedeutung sein wird.
Die Kräfte konzentrierten sich zunächst auf die Einrichtung und Etablierung als neue Ausbildungsstätte (2 und 3jährige Ausbildungen). Für jährlich ca. 100 Mädchen der Region konnte endlich eine Perspektive geschaffen werden. Die Nachfrage war und ist groß, das Zentrum genießt nun über die Region hinaus einen guten Ruf und hat Vorbildcharakter.
Selbstverständlich wollte man auch dem Umweltbildungsanspruch gerecht werden.
Alle Anstrengungen dahingehend wurden durch die Corona-Pandemie zunichte gemacht.
Nur einer äußersten Kraftanstrengung der Trägerinnen vor Ort ist es zu verdanken, dass der Schulbetrieb -zwar eingeschränkt – aber trotzdem weitergehen konnte. Das Zentrum bewies darüber hinaus, dass man in der Lage war, auch die Familien der Mädchen mit notwendigen Materialien wie Desinfektionsmittel, Atemschutzmasken und sogar mit Grundnahrungsmittel versorgen konnte. Eine engere Verbindung mit der umliegenden Bevölkerung entstand.
Es war eine herausfordernde Zeit und bis heute wirken die Einschränkungen durch den Lockdown nach. Arbeitslosigkeit und Armut sind dadurch angestiegen. Selbst die Analphabet:innenquote ist davon tangiert und liegt aktuell im Senegal bei 42%.
Heute verfolgen die Trägerinnen des Zentrums insbesondere mit einem neuen Förderantrag die Intension, endlich nun auch die dringende Funktion als Umweltbildungsmotor der Region gerecht zu werden.
Das Projekt „Nachhaltiges, regionales Umweltbildungszentrum“ zu werden, soll jetzt realisiert werden. Ein neues Pilotprojekt.
Es geht dabei um die Ausbildung der Mädchen und die Sensibilisierung der Bevölkerung in den umliegenden Dörfern, aus denen die Schülerinnen kommen. Durch entsprechende Maßnahmen und Angebote sollen sie zu umweltfreundlichem Verhalten und Handeln angeregt und angeleitet werden. Sie sind es ja, die von den Folgen des Klimawandels, wie Küstenerosion, Starkregen, Versandung und Versalzung besonders stark betroffen sind.
Welchen Stellenwert hat das Ausbildungszentrum bei den senegalesischen Mädchen und Frauen
Wie bereits erwähnt, genießt das CFPE einen exzellenten Ruf in der gesamten Region Saint-Louis. Die Trägerin des Zentrums, das Frauennetzwerk REFEDES ist in der Zwischenzeit auf mehr als 2.000 Mitglieds-Frauen angewachsen.
Für die weitere Begleitung und Beratung des CFPE gründeten wir einen international besetzten Beirat, bestehend aus CFPE, ASAN und deutschen NaturFreunden.
Wie wählen Sie die Projekte aus, die Sie unterstützen möchten?
Wir nehmen Bedarfe wahr, die mit uns kommuniziert werden. Wohin will sich das Zentrum entwickeln und was braucht es dazu? Können wir inhaltlich und finanziell unterstützen? Gemeinsam überlegen wir, welche Hilfe wir bieten können und welche weiteren Kontakte und Netzwerke stehen bereit.
Wie halten Sie den Kontakt zu dem Frauennetzwerk und dem Ausbildungszentrum?
Wir besuchen wenn möglich die Einrichtung, z.B. auch im Rahmen der kommunalen Klimapartnerschaft der Städte Rastatt und Saint-Louis. Der Ausbau des digitalen Kontakts unterstützt unsere Kommunikation sehr, so dass wir regelmäßig mit einander sprechen und abstimmen können.
Welche Projekte sind weiterhin geplant?
Das Frauennetzwerk hat realistische Pläne für das Umwelt- und Ausbildungszentrum. Als nächstes werden die Frauen das Zentrum hin zum “Nachhaltigen, regionalen Umweltbildungszentrum“ ausbauen. Damit wollen sie in die Bevölkerung hinein wirken und zu nachhaltigem umweltschützendem Verhalten anregen.
Außerdem würden die Frauen gerne die PV-Anlage erweitern, damit vollkommene Autonomie in der Energieversorgung entstehen kann.
Wie kontrollieren Sie die Finanzierung der Projekte mit den Spendengeldern?
Gemeinsam haben wir neben der ohnehin nötigen Verwendungsnachweisführung, die an öffentliche Fördergelder verpflichtend vorgegeben ist, dies auch für Spendengelder vorgesehen. Über die Möglichkeiten des Internet und der persönlichen Kontakte sehen wir, wie alles zielbestimmt eingesetzt wird.
Welche Aktionen machen die NaturFreunde Global um das Frauennetzwerk in Bekhar zu unterstützen?
Gerade haben wir eine neue Kampagne 2025 beschlossen, um die Projekte der Frauen weiter zu unterstützen und für Schulgeld zu werben für Familien, die dieses nicht aufbringen können. Darüber hinaus können wir uns auf zahlreiche engagierte NaturFreund:innen stützen, die sehr kreativ vor Ort und in Netzwerken für unsere Zusammenarbeit mit den Senegalesischen Frauen und NaturFreund:innen werben. Weihnachtsbasare, Flohmärkte, Benefizveranstaltungen und vieles andere mehr werden an zahlreichen Orten veranstaltet, um zu unterstützen.

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