Dr. Kiran Kamal Prasad und das Projekt Jeevika, Indien

Am Sonntag, 16. Juni, ab 11 Uhr organisierte Tamara Enhuber, EINE-WELT-Fachpromotorin von mehr Wert! e.V. und andere Kooperationspartner eine ­Matinée rund um das Thema (Moderne) Sklaverei und Menschenrechte im Veranstaltungsraum der commune (Futterstraße 4, Saarbrücken).

Dr. ­Kiran Kamal Prasad, Menschenrechtspreisträger 2024 des AK-Shalom für Frieden und Gerechtigkeit an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt berichtete von Jeevika, einer Bewegung zur Überwindung von Schuldknechtschaft in Südindien.

Kiran Kamal Prasad gründete 1988 das Projekt Jeevika in Karnataka, ein Bundesstaat im Südwesten von Indien. In dem Projekt setzt er sich ein gegen Schuldknechtschaft, eine Form der Zwangsarbeit, moderne Sklaverei, Zwangsheirat und andere Formen der Zwangsarbeit. „Jeevika“ steht für “Jeeta Vimukti Karnataka”, was so viel bedeutet wie “Leben ohne Schuldknechtschaft in Karnataka“.

In Indien arbeiten und leben nach Schätzungen internationaler Organisationen elf Millionen Menschen unter Sklaverei ähnlichen Bedingungen. Prasad spricht von 80 %, die in Zwangsarbeit leben. Viele Menschen würden denken, das sei ein Phänomen von früher, aber auf dem Land sei es noch an der Tagesordnung, dass Menschen Tag und Nacht arbeiten – bis zu 22 h am Tag – und jeden Tag in der Woche. Zwar sei die Schuldknechtschaft in Indien seit 1976 verboten, doch die Gesetze werden auf lokaler Ebene nicht umgesetzt. Menschen verschulden sich und geraten dann in ein abhängiges Arbeitsverhältnis. Die Schuldknechtschaft wird innerhalb der Familie weitergegeben. Mit der Industrialisierung seit auch die Armut und somit die Zwangsarbeit gestiegen.

Auch gefährliche Tätigkeiten, bei denen Arbeiter*innen, schädlichen Stoffen ausgesetzt sind, sind eine gängige Praxis bei der Zwangsarbeit.

Mit dem Projekt Jeevika werden die Betroffenen unterstützt, aus den Abhängigkeitsstrukturen auszubrechen. Sie werden begleitet in Freilassungs- und Rehabilitierungsprozessen, die über mehrere Jahre andauern können. Der Fokus liegt auf der Stärkung der „Dalits“ und anderer am äußersten Rand der Gesellschaft lebender Gemeinschaften. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Gleichstellung von Mann und Frau. Mit dem Projekt konnten bereits 30.000 Menschen aus der Schuldknechtschaft befreit werden und 5.000 bekamen mit der Unterstützung von Jeevika Rehabilitierungsmaßnahmen von der Regierung bewilligt.

Jeevika erhält keinerlei staatliche Unterstützung, sondern wird ausschließlich durch internationale Geberorganisationen und Einzelspenden unterstützt.

Auch in Deutschland werden Produkte verkauft, die unter Schuldknechtschaft produziert wurden. Zum Beispiel Grabsteine oder Arbeitsflächen für die Küche. Der Stein stammt aus indischen Steinbrüchen. Auf dem Markt landen außerdem Textilien, Bälle oder Feuerwerkskörper.

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